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Race across America RAAM

RACE ACROSS AMERICA 2016 – Der Rückblick von Torsten Bierwisch

Torsten Bierwisch, unser Teilnehmer der RAAM-Tour 2016 durch die USA ist zurück von der für ihn wohl beeindruckendsten RAAM, die er je gefahren ist und er berichtet hier, wie Inklusion und Leistungssport miteinander harmonieren und was wir alle daraus lernen können.
Hier Torstens Bericht:

Das Race Across America 2016 (RAAM) ist Geschichte.
In den Gedanken aber längst noch nicht verarbeitet. Was ich in den letzten Tagen bei Wanderungen in den Dolomiten merken konnte. Die Erfahrungen und das Erlebte werden mich für den Rest meines Lebens begleiten. Darin bin ich mir sicher.
Und so habe ich das RAAM 2016 gesehen.
Ein sehr gut organisiertes trainingsintensives Wochenende mit Allen zu Hause bei Familie Bartels machte aus einer Gruppe erst eine Mannschaft. Dort konnten wir uns bei einer RAAM nachempfundenen Nachtfahrt von ca 130km und Temperaturen um 0 °C von den Fähigkeiten und der bedingungslosen Lust und Bereitschaft zum Leiden der 4 Jung-RAAMler überzeugen. Das war Teambildung in Reinstform.
Es war mein drittes RAAM und auf alle Fälle DAS mit der besten, noch nie da gewesenen sozialen Geschichte. Mit Roland Holz hatte ich schon lange versucht so etwas mit körperlich Behinderten auf die Beine zu stellen. Durch RIO 2016 hatte aber keiner Zeit. So wurden es, trotz meiner anfänglichen großen Skepsis Sportler mit einer geistigen Behinderung. Ein derartiges Rennen und Abenteuer unter diesen Umständen mit Radfahrern,
die geistige Einschränkungen haben zu bestreiten, sucht seinesgleichen. Wir haben es gewagt und am Ende gewonnen. Nicht des RAAM, aber an reichlich unerwarteten Erfahrungen, welche mehr und länger bereichern als ein Sieg.
in Oceanside angekommen wurden organisatorische Schwachstellen in der Vorbereitung durch den Einsatz Aller ausgeglichen und führte zur Stärkung im Inneren. Auch gut. In der Presse wurde es begleitet wie keines vorher. Was zum einen wohl an der wirklich interessanten Idee und der Arbeit von einigen Teammitgliedern lag. Somit war und ist es möglich diese außergewöhnliche Story an viele Leute weiter zu tragen und von der Leistungsfähigkeit der Menschen mit Behinderung zu berichten. Medial lagen aber auch Welten zwischen der Initiierung der einzelnen Sportler. Pippa wurde somit zum Gesicht und Namen des Rennens gemacht und trägt somit die positive Botschaft in die Welt. Andere kamen leider ein bisschen kurz, finde ich. Auch manchmal der Teamgedanke?
Ich bleibe dabei. Ein 8ter RAAM ist mehr die Leistung der Crew. Hier zolle ich vor allen Fahrern und Navigatoren den höchsten Respekt und Achtung. Was sie in den Schichten bis über 30 Stunden geleistet haben, machte den Erfolg erst möglich. DANKE Jungs.
Meine Entdeckung 2016, ohne andere Leistungen schmälern zu wollen, ist für mich Roland Panke. Was er in Belangen Navigation im Vorfeld und während des Rennens geleistet hat, kann nur der richtig einschätzen, der das RAAM allein mit dem Roadbook bewältigen musste. Sein wirklich unermüdlicher Einsatz sowie seine Kompetenz und Ruhe haben mich stark beeindruckt.
Ebenso beeindruckt haben mich die bisher RAAM unerfahrenen Radfahrer. Bei bis zu 48°C in der Wüste Rennrad zu fahren erfordert so einiges an Leidensfähigkeit und Leidenswillen ab. Alle Fahrer haben sich ohne Wehklagen der wechselnden Anforderungen gestellt. Ob Hitze, Schwüle oder die Berge der Rocky Mountains und Appalachen. Speziell hier hat das Sub-Team B mit den Frauen und Andreas eine super Leistung erbracht. Hierfür ziehe ich meinen Radfahrer-Helm.
Keines der vorher angedachten Notfall-Szenarien kam auch nur annähernd zum tragen. Wie bei der Medaillenvergabe von mir auch schon angesprochen: „Die Inklusion von Menschen mit einer geistigen Behinderung war auf dieser Reise das kleinere Problem.“ Henrik Bartels und Roland Panke hatten mit ihrer Erfahrung wirkliche „Sportler“ mit passendem Sportsgeist ausgewählt.
Hier möchte ich einmal speziell Mathias erwähnen. Sein Humor hat maßgeblich zur guten Stimmung im Team beigetragen. Es macht mich überaus glücklich diesen Menschen kennengelernt zu haben. Frei jedem Egoismus, Taktierens sowie Angabe oder Selbstdarstellung. Er ist vielleicht der zufriedenste Mensch den ich kenne. Mehr davon würde die Welt durchaus bereichern.
Seine Behinderung hindert ihn auch daran, Salate auf Facebook zu posten, Leute über whatsapp zu nerven oder Pokemons zu sammeln. Behinderung kann wohl auch befreien. Wer noch ein Vorbild braucht?
Es hat jeder Radfahrer nach seinen Kräften gekämpft. Da bin ich mir sicher. Sollte jemand bei der Platzierung da von Loosern sprechen, sollte er es machen wie Dieter Nuhr. „Wenn ich keine Ahnung habe, einfach mal die Fresse halten!“
Persönlich wäre ich sehr gern mehr Berge gefahren. Hatte mich darauf gefreut. Es sprach aber die Teameinteilung, Taktik und ein bronchialer Infekt (evtl. von der heißen Luft in der Wüste) dagegen. Es war mein RAAM mit den wenigsten Kilometern, dafür aber Das mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit, da jeder Radsplit mit nahezu vollem Einsatz und dicken Oberschenkeln gefahren wurde. Dies war mein Job in Bezug auf das Rad fahren. Mehr nicht. Ruhm habe ich dadurch nicht verdient. Eine einzelne Person sowie so nicht. Das Team, wenn dann!
Es hat sich mal wieder gezeigt, bei uns wie auch in jedem anderen Team von dem ich weiß, trotz Spannungen untereinander, unterschiedlicher Sicht – und Arbeitsweisen und Charakteren lässt sich ein Ziel erreichen.
Mit einer Zeit von 7 Tagen und ca. 10 Stunden haben wir uns gut im Feld der 8ter Mannschaften geschlagen, gezeigt es geht und vor allem uns Respekt erradelt. Wir haben in der Facette der caritativen Projekte beim RAAM ein Ausrufezeichen gesetzt. Mit dieser breiten Brust, einem erhöhten Selbstbewusstsein und einem riesigen Abenteuer im Gepäck können die 4 jungen RAAM-Finisher weiterhin ihr Leben meistern und machen mich somit Stolz und Glücklich dabei gewesen zu sein. Es war letztendlich eine hervorragende Teamleistung ohne soziale Komplettausfälle wie in den anderen Jahren. Das genoss ich sehr.

Ich möchte mich bei allen Unterstützern und Freunden der Aktion bedanken. Ohne die ist solch ein Projekt nicht zu stemmen. Auch sie müssen mit auf des „Siegerpodest“. Ihr Vertrauen in unsere Idee und Hilfe hat uns beim Ritt über die ca. 4900km begleitet. Froh bin ich auch den Geist der „Friends For Life“, unserem Trägerverein, genau in dieser Kombination zwischen Sport und sozialem Engagement so einzigartig präsentieren zu dürfen.
Jetzt bleibt uns auch noch uns auf den Kino-Film über die SPECIAL UNIFIED LIONS zu freuen. Dann sehen wir uns im Kino wieder.
Bis dahin weiterhin die Kette schön weit rechts und bleibt der wahren Inklusion gewogen.

Toto Bierwisch

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